Das Industriemetall Zinn (Tin)

Haben Sie schon mal gelötet? Nein? Da hätten Sie z.B. schon Lötzinn in den Händen gehalten, der zu 45 Prozent aus Zinn besteht. Aber natürlich wird Zinn nicht auf diese Anwendung zu beschränken sein, denn der globale Jahresverbrauch liegt mittlerweile bereits bei über 300.000 Tonnen. Immerhin 35 Prozent werden zur Produktion von Lötzinn verwendet.

Stand der Zinnpreis im Jahr 2008 noch unter 9.000 US-Dollar die Tonne, waren bereits um April 2011 über 32.000 US-Dollar je Tonne für LME Zinn zu zahlen. Danach ging die Zinnpreis auf rund 20.000 US-Dollar je Tonne zurück.

Im März 2016 gab es bei der Zinn Preisentwicklung einen kleinen Einbruch auf rund 13.000 US-Dollar. Danach bewegte sich der Zinnpreis wieder aufwärts und befindet sich seitdem in einem Korridor zwischen 17.500 und 22.500 US-Dollar.

Für Zinn gelten hier beinahe die gleichen Spielregeln, wie für alle anderen Industriemetalle auch. China spielt hier, wie auch der Rest Asiens eine große Rolle. Stimmt etwas an Chinas Wachstumsstory nicht, werden die Zahlen aus China z.B. nach unten revidiert, so fällt der Zinnpreis wie ein Beil.

 

 

Verwendung von Zinn

Zinn findet Verwendung beim sog. Verzinnen korrosionsgefährdeter Metalle. Außerdem hat Zinn eine Bedeutung für spezielle Legierungen zusammen mit Kupfer und Blei. Ebenso wird es in der Elektroindustrie verwendet, z.B. als Lötmaterial – in der chemischen Industrie kommt es ebenso zum Einsatz, wie beim Transport von Lebensmitteln in Form von Weißblechcontainern.

Zinn wird seit Jahrhunderten als Zinnblech verwendet, sogar Orgelpfeifen wurden daraus hergestellt (meist sind das die vordersten Orgelpfeifen, die man sieht und die über Jahrzente halten und auch ihre schöne silbrige Farbe erhalten).

Diese vielleicht ungewöhnliche Verwendungsart hier zu beschreiben verdeutlicht aber die allgemeine Verwendung von Zinn. Das weiche Material bleibt nahezu lange unverändert und hat neben dem Korrosionsschutz auch noch viele weitere Eigenschaften.

Zinn: Eigenschaften und Herkunft

Das Industriemetall Zinn (chemisches Zeichen – Sn vom lateinischen stannum) ist ein silber-weiß glänzendes Schwermetall. Zinn tritt in drei Formen auf – als tetragonales, kristallierendes beta-Zinn, als rhombisches gamma-Zinn und kubisches alpha-Zinn.

Biegt man einen Zinnstab, vernimmt man dabei ein knirschendes Geräusch, was umgangssprachlich als Zinngeschrei bekannt ist. Zinngeschrei entsteht durch das Aneinandereiben der Zinnkristalle. Zinn ist ein besonders dehnbares Metall, obendrein ist es relativ weich. Durch gerade diese Eigenschaften ist es leicht auswalzbar – man kann es folglich zu sehr dünnen Folien auswalzen (Stanniol).

Zinn reagiert mit Basen und Säuren nur recht langsam und bei starkem Erhitzungsprozess verbrennt es zu Zinndioxid. Dieses weiße Pulver wird z.B. für Polituren und Glasuren verwendet.

In der Natur kommt Zinn in Form von Zinnstein vor – besser durch den Namen Zinnerz bekannt. Zinn kommt selten gediegen vor, man findet es aber in geringen Konzentrationen in Sulfid. Zinn wird zur Gewinnung in Form des Zinnsteins durch Flotation zu konzentriertem Zinngehalt angereichert.

Zusätzliche Unreinheiten, wie Schwefel und Arsen, werden durch den Prozess der Abröstung entfernt. Das anfallende Zinndioxid wird durch die Verwendung von Koks reduziert.

In diesem Prozess entsteht neben Eisen, Kupfer, Blei und anderen Metallen auch verunreinigtes Rohzinn. Dieses Rohzinn wird dann durch die Seigerung oder Elektrolyse raffiniert. Rohzinn wird auch durch andere Prozesse im Bereich des Recyclings hergestellt.

 

 

Zinn: Produktion und Nachfrage

In der heutigen Zeit kommen nur noch rund ein Fünftel des weltweit verwendeten Zinns aus Minen. Der Rest kommt aus Flüssen oder vom Meeresgrund oder bereits beträchtlich aus dem Recyclingbereich.

Die globale Nachfrage nach Zinn hat sich, wie auch bei vielen anderen Industriemetallen, stark in Richtung der Länder verschoben, die Zinn auch gerade für den Auf- und Ausbau ihrer Infrastruktur benötigen. China und Indien sind da immer wieder auf der Nachfrageseite stark.

Auch durch das Verbot von Blei in vielen industriellen Anwendungen und im Bausektor, z.B. bei Rohren, wuchs die Bedeutung von Zinn. Wie bei den anderen Industriemetallen gab der Kurs während der weltweiten Krise deutlich nach. Die Preiskurven ähneln denen der restlichen Industriemetalle.

Besonders Asien gibt letztendlich den entscheidenden Impuls für weitere Kurssteigerungen durch einen erneuten Bauboom und weitere Entwicklung der gesamten Infrastruktur. Gerade Indien wird hier in den nächsten Jahren erhöht auf der Nachfrageseite stehen.

Im Abbau von Zinn ist gerade China mit großem Abstand (über 40%) führend – Indonesien, Peru, Bolivien und Brasilien teilen sich die weiteren Plätze. In der Nachrfrage ist besonders China der größte Zinnkonsument. Mittlerweile ist der Verbrauch von Zinn in China wesentlich höher, als der in den USA und Europa.

Auf Basis der Datenlage von 2015 hat China mit Abstand die höchsten Fördermengen für Zinn und die höchsten Reserven, nämlich 110.000 Tonnen gefördert und 1.100.000 Tonnen in Lagern. Es folgen auf den weiteren Plätzen Indonesien mit 52.000/800.000 Tonnen, Myanmar mit 34.300/110.000 Tonnen, Brasilien mit 25.000/700.000 Tonnen und Bolivien mit 20.000/400.000 Tonnen.

Auf den weiteren Plätzen als große Produzenten finden sich Peru, Australien, Kongo, Vietnam, Malaysia, Nigeria, Ruanda, Laos und Thailand.

Als größtes Unternehmen wäre besonders Yunnan Tin aus China hervorzuheben, nachfolgend PT Timah aus Indonesien, Minsur aus Peru, Malay aus China und Malaysia Smelting Corporation aus Malaysia.

Allgemeiner Rat: Generell sollte man sich vergleichend die Stahlbranche weltweit ansehen. Zieht der weltweite Stahlverbrauch an, so zieht auch der Veredler Zinn zunehmend an.

 

 

Rohstoff Zinn: Preisentwicklung und Handel

Der Rohstoff Zinn ist in verschiedenen Formen handelbar. Der Handel mit Zinn erfolgt am weltweit größten Börse für Metalle, der London Metal Exchange (LME).

Über die Börse oder aber auch außerbörslich sind eine Vielzahl von Investitionsmöglichkeiten in den Rohstoff Zinn möglich. Zahlreiche Institute geben Anlegern die Möglichkeit, neben dem direkten Handel an den Warenterminbörsen auch in Form von Derivaten am Handel teilzunehmen. Dies kann z.B. über Zertifikate, Fonds oder CFDs stattfinden.

Handel mit Zinn – Besonderheiten

Indikator für die weitere Preisentwicklung beim Industriemetall Zinn können z.B. die täglich herausgegebenen Lagerbestände der LME-Lagerhäuser sein. Dieses Zahlenwerk gibt u.a. Aufschluss über die Warenbewegungen.

Die Warenhäuser sind explizit für den jeweiligen Rohstoff lizenziert und reguliert. Die jeweiligen Statistiken über die Warenbewegungen erfolgen auf täglicher Basis, aber auch auf Wochen- und Monatsbasis.

 

 

Kontraktspezifikationen von Zinn an der LME

Produktsymbol:
SN

Zinn Börse und Handelsplatz:
– London Metal Exchange (LME)

Handelszeiten an der LME via LME Select:
07:00 bis 19:00 Uhr

Handelszeiten an der LME via Ring-Trading:
First Session/Erste Session:
1st Ring: 11:50 bis 11:55 Uhr
2nd Ring (Official): 12:40 bis 12:45 Uhr Kerb Trading (nach Handelsschluss): 13:15 bis 14:45 Uhr

Second Session/Zweite Session:
1st Ring: 15:20 bis 15:25 Uhr
2nd Ring: 16:00 bis 16:05 Uhr
Kerb Trading (nach Handelsschluss): 16:15 bis 16:35 Uhr

Der Handel mit Metallen an der LME kann rund um die Uhr unter der Woche erfolgen. Broker bieten ebenso Telefon-Trading und elektronisches Trading über diverse Handelsplattformen an.
(Beachten Sie, dass die Handelszeiten international nach Greenwich-Zeit (GMT) angegeben werden)

Kontraktgröße:
5 Tonnen (t) mit einer tolerierten Abweichung von +/- 2%

Zinnpreis Quotierung:
USD pro Tonne (t)

Kontraktzyklus:
täglich neu für den Cashmarkt und für den 3-Monats-Kontrakt, der auf täglicher Basis rollt – Laufzeiten in anderen Kontrakten bis zu 15 Monaten Laufzeit.

Tickgröße:
1,00 USD pro Tonne (t) via LME Select (5,00 USD via Ring-Trading) – Carries zu USD 0,01

Letzter Handelstag:
Ende des 3. Geschäftstags vor dem letzten Geschäftstag des Kontraktmonats

Reinheitsgrad/Qualität:
Zinn in einem Reinheitsgrad von 99.85 % (minimum), das dem Standard BS EN 610:1996 entspricht – Die Lieferung kann in Barren/Rohblöcken erfolgen.

Beachte:
Achten Sie wie bei jedem anderen Future genau auf den Kontrakt bzw. die Warenterminbörse! Die 3-Monats-Kontraktform ist generell die meistgehandelte!

Finanzwissen

Thematische Links