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Gerry Weber- wenn Analysten zum Verkauf blasen

Die Gerry Weber Aktie hat seit Mitte 2014 einen steilen Abwärtstrend hingelegt. 75 % an Wert wurden seitdem verbraten. Im Laufe des gesamten Prozesses waren die meisten Analysten, ob von Banken oder anderen Research- Häusern kommend, grötenteils optimistisch gestimmt. Das gibt zum Nachdenken. Lediglich Analysten der Commerzbank waren die ganze Zeit über recht negativ zur Aktie eingestellt. Aktuell erkennt man allerdings einen Umschwung. Es sind vermehrt Analysen anzutreffen, die den Verkauf der Aktie empfehlen. "Guten Morgen" möchte man da einfach sagen.

Die Börse kann einfacher sein als man denkt
Dabei ließe sich das schwache Potential der Aktie bereits recht früh erkennen. Im Geschäftsjahr 2013/2014 verfehlte man die Prognosen beim Umsatz und dem EBIT haushoch, während man das gesamte Jahr über von einer guten Entwicklung schwärmte. Man investierte kräftig in neue Filialen und expandierte den eigenen Aussagen nach in Länder mit wenig Risikopotential. Unter diesen Umständen ist sehr fraglich, warum kurze Zeit später unter anderem der schwache Rubel ein belastender Faktor gewesen sein soll.

Dass man Ende 2014 die Modekette Hallhuber übernahm, obwohl man bereits im dritten Quartal 2014 mit einem stagnierenden operativen Ergebnis (EBIT) haderte, bleibt wohl allen ein Rätsel und nur für Analysten der Commerzbank ein Dorn im Auge. Für die meisten anderen Analysten war das Ganze nur temporär ein Schwächesignal. Womöglich wollte man durch den Zukauf eine Umsatzsteigerung erreichen.
Klappte aber nur bedingt.

Im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 15/16 bricht der Gewinn um mehr als 30 % ein. Die Umsätze im Retail-Geschäft, das Geschäft auf das sich die meisten in den letzten beiden Jahren gestützt haben, da der Großhandel seit langem schlecht lief, geht um 4,6 % zurück. Zwei Tage zuvor gibt das Unternehmen eine Warnung heraus, der nach das EBIT um 20-25 % im laufenden Geschäftsjahr einbrechen soll. Damit bricht der Kurs der Aktien ebenfalls ein. Das Vertrauen der Anleger ist nach der zuvor getätigten Akquisition, damit mehr als nur angeknackst. Der Kurs fällt zunächst von 30 auf 20 Euro je Aktie und kurze Zeit später auf unter 10 Euro.

Prognose
Es ist schon erstaunlich, dass in all der Zeit simple Kennzahlen wie Umsatz und EBIT bereits auf eine gewisse Schwäche hingedeutet haben. Zumal auch eine Sektorenanalyse einiges ans Tageslicht gebracht hätte. So sind die Umsatzzahlen im Mode-Einzelhandel seit langem aufgrund ungünstigen Wetterbedingungen sowie Rabattschlachten rückläufig. Auch das Online-Geschäft vermiest den langsamen Modeketten, die nicht mit ZARA, Primark oder H&M mithalten können, das Geschäft.

Auch erstaunlich ist, dass professionelle Analysten in solch einem Umfeld immer noch positives finden konnten. Schaut man sich den Kursverlauf der letzten beiden Jahre an, so bekommt man den Eindruck, Anleger sind schlauer gewesen. Nun blasen Analysten zum Verkauf. "Endlich", möchte man sagen. Gerry Weber derweil befindet sich auf einem Sparkurs und es ist nicht abzusehen, ob sich das erste miserable Quartal 15/16 im zweiten wieder aufhellt. Hoffen sollte man darauf eher nicht. Auch trotz der späten Analysteneinschätzung bleibt der Wert ein guter Short-Kandidat. Darauf deutet die Entwicklung bei den einfachen Kennzahlen hin und nicht die Analysten.

Hinweis der Redaktion:
Im April 2016 war der letzte Gerry Weber Insider Kauf.

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