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Dividenden – Eine überbewertete Strategie?

QTrade: Das extrem niedrige Zinsniveau sorgt aktuell für einen Gezeitenwechsel in der Wahrnehmung der Börsianer. Früher galten sie als altmodisch und konservativ, heute erleben sie eine echte Renaissance – Dividenden sind salonfähig geworden, wenn nicht sogar hipp. Als Dividende bezeichnet man Gewinnausschüttungen von Aktiengesellschaften. Dies geschieht zu einem bestimmten Stichtag, an welchen der betreffende Wert ex-Dividende, also mit dem entsprechenden Abschlag gehandelt wird. Es ranken sich die wildesten Gerüchte um Handelsstrategien, wie Trader aus diesem Vorgang Kapital schlagen können. Fakt ist, dass die meisten Titel, zumindest am ex-Tag ziemlich genau den Abschlag nachvollziehen. Der Aktionär hat also unter dem Strich keinen Gewinn erzielt, muss allerdings die Dividende versteuern.

Was spricht für Dividenden?
Die Anhänger dieser Anlagestrategie scheinen die Argumente auf ihrer Seite zu haben: Ein entsprechend gefülltes Aktienportfolio sorgt für regelmäßige Ausschüttungen und generiert dadurch eine Glättung der Performancekurve. Dividendenstarke Unternehmen haben meist ein Geschäftsmodell, welches sich über Jahre oder sogar Jahrzehnte bewährt hat. Sorgte eine Rendite von 2-4 Prozent früher nur für ein müdes Lächeln, wäre heute jeder Besitzer von Bundesanleihen glücklich, auch nur die Hälfte zu bekommen. In diesem Umfeld müssen Dividenden zwangsläufig attraktiv erscheinen.

Verkehrte Wahrnehmung
Wie heißt es so schön: Was man hat, das hat man. Unter diesem Aspekt ließe sich vielleicht auch die Beliebtheit der Dividendentitel erklären. Sie sollten sich allerdings nicht dem Gefühl hingeben, mit den Ausschüttungen eine zusätzliche Einnahme erzielen zu können. Letztendlich fügt sich ein Management auch den Wünschen der Aktionäre, weshalb selbst Unternehmen wie Apple mittlerweile regelmäßig auszahlen. Es spielt aber tatsächlich keine große Rolle für die Anteilseigner. Die gesamte Rendite einer Aktienanlage setzt sich zusammen aus dem Kursverhalten und der Dividendenausschüttung. Ob Aktie XY also 10 Prozent steigt und dann 2 Prozent ausschüttet oder keine Ausschüttung vornimmt und stattdessen 12 Prozent steigt, ist unter dem Strich völlig egal.

Kritik an der Dividendenstrategie
Bitte verstehen Sie mich nicht falsch, ein paar gute Dividendenwerte im Depot zu haben, sorgt auf lange Sicht für eine gewissen Stabilität. Ausdrücklich nicht wegen der Dividenden, sondern weil Unternehmen, die ihren Gewinn überwiegend ausschütten, häufig in gut gesicherten Branchen tätig sind, die auf wirtschaftliche Schwankungen unterdurchschnittlich stark reagieren. Dennoch wäre eine Investition ausschließlich in Aktien dieser Gattung relativ einseitig. Man könnte nämlich die ketzerische Frage stellen, ob echte Wachstumswerte überhaupt Geld an ihre Aktionäre ausschütten dürfen, ohne betriebswirtschaftliche Grundregeln zu verletzen? Nehmen wir an, Sie hätten einiger Anteile ihrer gut gehenden Bäckerei an Investoren abgegeben, möchten nun expandieren und weitere Filialen eröffnen. Ihre Investoren wollen aber Dividenden von Ihnen.

Einzige Lösung:
Sie nehmen das Geld aus der Kasse, schütten es aus und gehen anschließend zur Bank, um sich Geld zu leihen. Dafür zahlen Sie allerdings Zinsen, während Sie das Geld in der Kasse nichts gekostet hätte. Zum Glück ist das Zinsniveau derzeit niedrig, aber ihren nächsten Gewinn belastet es trotzdem. Mit anderen Worten: Solange eine Firma in der Lage ist, mit jedem eingesetzten Euro mehr als einen Euro Gewinn zu schaffen (Wertschöpfung), warum sollte dann Geld aus dem Unternehmen abfließen? Für die Aktionäre wäre es profitabler, das Geld weiterhin im Unternehmen zu belassen.

Diversifikation
Halten Sie also ausschließlich Dividendenwerte, sind Sie zwangsläufig nicht breit genug aufgestellt. Wachstumsunternehmen und Small-Caps brauchen gerade am Beginn ihrer Existenz viel Kapital und sind nicht in der Lage Ausschüttungen vorzunehmen. Ist Ihr Fokus zu eingeengt und fokussiert auf Dividenden-Aktien, dann gehen Erfolgsgeschichten, wie die von Apple, Google oder Facebook, komplett an Ihnen vorbei.

Kolumne von Sebastian Hell, QTrade

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