Hebel Zertifikate – hohe Rendite, hohes Risiko

Hebel Zertifikate gehören zur spekulativsten Gattung ihrer Art. Konkret formuliert: Ein Totalverlust ist immer möglich. Dazu müssen Sie als Anleger im Vornherein auch unterschreiben, dass Sie sich dem Risiko auf einen Totalverlust bewusst sind.

Wenn Sie glauben, das sei eine bloße Formalität, dann denken Sie bitte daran, dass bereits zahlreiche Anleger mit Hebel Zertifikaten Totalverluste erlitten. Das ist das Wesen der Hebel Zertifikate. Jedes Risiko hat seinen Preis. Wer schnell gewinnen will, kann auch schnell verlieren.

Gerade in diesen Charakteristika liegt jedoch die große Chance der Hebel Zertifikate. Genauso gibt es nämlich Anleger, die mit Hebel Zertifikaten große Gewinne einfahren. Sie müssen sich einerseits mit der Funktionsweise dieser Zertifikate auseinandersetzen und andererseits wissen, wie Sie diese anwenden.

Das Motto lautet: Wissen ist Macht.
Ihnen wird jedoch einiges an Wissen vermittelt werden, wenn Sie hier weiterlesen.

 

 

Hebel Zertifikate – Underlying

Ein Hebel Zertifikat bezieht sich wie andere Zertifikate in erster Linie immer auf ein bestimmtes Underlying, also einen real am Markt gehandelten Wert. Dies kann eine Aktie, ein Index oder ein Rohstoff-Future sein. Mit Hebel Zertifikaten können Sie als Anleger zum Beispiel an den Bewegungen des DAX, des Preises für WTI Rohöl oder der Daimler-Aktie überpropotional partizipieren.

Wenn Sie beispielsweise nun eine Aktie vor sich haben, dann wissen Sie, dass sich deren Preis laufend ändert, nach oben oder nach unten. Durch die Wertveränderung entsteht ein Kursgewinn beziehungsweise -verlust, der sich in Prozent ausdrücken lässt. Das hören Sie immer wieder. Der Goldpreis stieg um 1,4 Prozent, VW ist 2,2 Prozent im Minus oder der TecDAX konnte 0,4 Prozent zulegen.

Wenn Sie hier direkt investiert gewesen wären, dann wüssten Sie haargenau, um wie viel Prozent sich Ihr Einsatz gesteigert beziehungsweise verringert hat. Auf dieser Basis können Sie Ihren Gewinn beziehungsweise Verlust in Euro ausrechnen.

Das Hebel Zertifikat nennt sich Hebel Zertifikat, weil es mit einem Hebel ausgestattet ist. Der Hebel ist das markanteste Merkmal dieser Zertifikate. Dieser richtet sich direkt nach dem Kurs des Underlyings. Wenn Sie sich zu einem gegebenen Wert eine Liste von Hebel Zertifikaten anzeigen lassen, dann sehen Sie die Hebel aufgrund des aktuellen Marktpreises des Underlyings meist direkt angegeben. Der Hebel ist nichts anderes als ein Multiplikator auf die prozentuale Veränderung des gehandelten Underlyings.

 

 

Haben Sie beispielsweise einen Hebel von 10 in einem Long-Zertifikat – steigende Kurse – und Ihr Wert macht 2,5 Prozent plus, dann steigt das Hebel Zertifikat im gleichen Zeitraum um 25 Prozent.

Die Rendite erhöht sich um den Faktor 10. Gelegentlich lassen sich sogar Hebel Zertifikate mit einem dreistelligen Hebel antreffen. Analog dazu kann es auch passieren, dass ein Hebel genau 1 beträgt. In diesem Falle sollte sich das Zertifikat dann genau wie das Underlying verhalten. Ist der Hebel kleiner als 1, dann entwickelt sich das Zertifikat geringer, aber das sind rare Ausnahmen die den eigentlichen Zweck des Hebel Zertifikats karikieren.

Analog dazu müssen Sie wissen, dass ein Hebel sich auch negativ auswirkt. Bleiben wir beim zuvor genannten Beispiel. Der Hebel beträgt 10, die Kursveränderung 2,5 Prozent plus. Wenn Sie anstelle eines Long-Zertifikats ein Short-Zertifikat gewählt haben, dass am fallenden Kurs überproportional partizipiert, dann fahren Sie bei einer Veränderung von 2,5 Prozent plus 25 Prozent an Verlust ein. Der Hebel von 10 multipliziert eben genauso den anfallenden Verlust. Wenn der Verlust dann einmal bei 100 Prozent angekommen ist, dann ist von Ihrem Hebel Zertifikat nichts mehr übrig. Hier sollte es dann spätestens die so genannte Knock-Out-Schwelle erreicht haben.

Tritt dieser Fall ein – der Totalverlust – so wird das Zertifikat vom Markt genommen und die investierten Anleger erhalten keine Auszahlung. In der Regel nimmt der Emittent das Zertifikat dann zum Stückpreis von 0,001 Euro zurück. Hier lohnt es sich dann aber selten angesichts der anfallenden Gebühren. So viel zur vereinfachten Darstellung in der Theorie.

 

 

Exkurs: Risiko-Management

Das Vorhandensein des Hebels rückt den Umgang mit Hebel Zertifikaten unter Risiko-Gesichtspunkten in ein ganz neues Licht. Jeder, der Hebel Zertifikate professionell handelt, muss mit Risiko-Management-Techniken vertraut sein. Warum? Nun, Sie sollten eben nie zu viel riskieren. Wenn Sie mit all dem Geld aus Ihrem Depot auf ein einziges Hebelzertifikat setzen und dann der Knock-Out erreicht wird, dann tritt der Totalverlust ein, für das gesamte Depot. Freilich könnten Sie stets auch um ein Vielfaches gewinnen, aber selbst der beste Trader der Welt liegt manchmal falsch. Daher lautet die erste Regel: Nie alles auf eine Karte setzen – beziehungsweise ein Hebel Zertifikat!

Eine einfache Strategie des Risiko-Managements lautet, pro Position maximal 1 Prozent des Depotwertes zu riskieren. Haben Sie ein Depot mit 10.000 Euro, dann sollten Sie pro Trade jeweils maximal mit 100 Euro ins Risiko gehen. Das bedeutet, dass Sie immer einen fixen Stoppkurs verwenden, der Ihnen die Position glatt stellt, wenn mit 100 Euro die Risikotoleranz erschöpft ist.

Andererseits können Sie bei Hebel-Zertifikaten jedoch auch den Knock-Out, der immer gegeben ist, als finalen Stoppkurs verwenden. Dadurch gestaltet sich der Handel einfach. Sie investieren jeweils nur 1 Prozent des Depot in ein Hebelzertifikat. Wenn Sie also eine kleine Position mit lediglich 100 Euro auf ein Hebelzertifikat setzen, dann bedeutet ein Totalverlust des Zertifikats auch nur 100 Euro Verlust für Sie.

Darin liegt das große Missverständnis der Hebel Zertifikate. Sie werden falsch angewendet. Die Leute setzen zu große Positionen ein. Wenn Sie dann eine Verlustserie erleiden, dann ist schnell das ganze Depot verbrannt.

Der Grund:
Große Gewinnhoffnung führt zu übermäßigem Risiko. Dabei kann auch eine kleine Position in einem Hebel Zertifikat viel Freude bereiten, denn durch den Hebel sind aus 100 Euro auch schnell einmal 200 Euro geworden.

Der Vorteil der Hebel Zertifikate liegt nicht im Hebel, wie Viele meinen, denn dieser wirkt sich in beide Richtungen aus. Der Vorteil liegt darin, dass weniger Kapital gebunden wird. Dadurch entsteht Freiraum für neue Positionen. Oder anders: Wenn Sie eine geringe Cash-Quote besitzen, da Sie bereits hoch investiert sind, dann können Sie mittels eines Hebel Zertifikats auch durch eine kleine Position nennenswert profitieren. Das möglich macht der Hebel. Wenn Sie alles bis hier hin verinnerlicht haben, dann haben Sie die Grundlagen bereits alle gelernt.

 

 

Die genaue Funktionsweise der Hebel-Zertifikate

Die genaue Funktionsweise eines Hebel Zertifikats gestaltet sich denkbar einfach und übersichtlich, wenn Sie sich einmal mit den nötigen Kennzahlen vertraut gemacht haben. Auch hiermit sollten Sie vertraut sein. Neben Hebel und Knock-Out ist ein Hebel Zertifikat mit weiteren Merkmalen ausgestattet, die eine genaue Berechnung ermöglichen: Basispreis, Aufgeld und Bezugsverhältnis.

Der Preis eines Hebel Zertifikats rangiert in der Regel niedrig, im Cent- oder einstelligen Euro-Bereich. Das ergibt Sinn, wenn Sie sich einmal folgende Formel ansehen:

[(Basispreis + Aufgeld) – Knock-Out] x Bezugsverhältnis = Preis Hebel Zertifikat

Bei einem Long-Zertifikat liegt der Basispreis höher als der Knock-Out, bei einem Short-Zertifikat niedriger, da es sich ja in die andere Kursrichtung verhält. Nun ins Detail:

Der Basispreis ist ein fixer Kurswert des Underlyings. Das Aufgeld sorgt letztlich für die Vergütung des Emittenten. Der Knock-Out gibt an, zu welchem Kurs der Totalverlust eintritt und bestimmt damit den Hebel. Das Bezugsverhältnis sorgt dafür, dass der Preis des Zertifikats in einem vernünftigen Rahmen liegt. Klingt komplex, anhand eines Beispiels wird es leicht verständlich.

Underlying: DAX
Basispreis: 7000
Knock-Out: 6800
Aufgeld: 10
Bezugsverhältnis: 0,01

[(7000 + 10) – 6800] x 0,01 = 2,10 Euro

Steigt nun der DAX um 200 Punkte, so ändert sich das Zertifikat von 2,10 auf 4,10, das sind beinahe 100 Prozent. Fällt der DAX jedoch auf 6800 Punkte, dann ist das Zertifikat ausgeknockt, wie ein Boxer im Ring. Es wird vom Markt genommen.

Betrachten wir abschließend ein Short-Zertifikat, das vom fallenden Kurs profitiert. Hier liegt der Knockout oberhalb des Basispreises. In der Formel müssen Sie daher den Betrag berechnen und das Aufgeld abziehen.

Betrag [(7000 – 10) – 7200] x 0,01 = 2,10 Euro

Steigt der DAX nun auf 7200 Punkte, wird das Zertifikat ausgeknockt. Sollte er jedoch auf 6800 Punkte fallen, dann steht das Zertifikat bei 4,10 Euro. Von Emittent zu Emittent können die Berechnungen und Darstellungen leicht variieren.

Hier eine Übersicht der wichtigsten Zertifikate Emittenten:

Als letzten Punkt sei zu beachten, dass Hebel-Zertifikaten mit unterschiedlichen Laufzeiten ausgestattet sind. Manche Hebel-Zertifikate laufen zu einem vorgegebenen Termin aus, sollte der Knock-Out bis dahin nicht erreicht worden sein. In diesem Falle bekommt der Investor den zuletzt festgestellten Preis ausbezahlt. Manche Hebel-Zertifikate laufen jedoch open-end, das bedeutet, dass Sie als Investor selbst verkaufen müssten, sollte nicht der Knock-Out irgendwann erreicht sein.

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