Biotest AG: Der Griff ins fallende Messer!

Die Biotech-Branche erlebte in Deutschland über lange Jahre einen ungeahnten Boom. Von 2003 bis 2007 kannten die Kurse der hiesigen Aktien nur eine Richtung: Nach oben. Zugewinne im vierstelligen Prozentbereich waren keine Seltenheit. Angeheizt wurde der Aufschwung durch ein günstiges Marktumfeld und große namhafte Investoren wie beispielsweise Dietmar Hopp. Daneben war Biotech in Deutschland, verglichen mit anderen Märkten, unterentwickelt – und man versprach sich goldene Zeiten für die Zukunft. Die Finanz- und Wirtschaftskrise holte den Markt jedoch zurück in die Realität und so fand auch der Biotech-Boom ein herbes Ende. Kurssteigerungen sind letztlich immer mit Käufen verbunden. Wenn über Jahre hinweg stets zugekauft wird, verfügen die investierten Anleger mit der Zeit um immer größere Buchgewinne, die es schließlich irgendwann zu versilbern gilt. Überhaupt scheut jeder Anleger die Verluste. Auch jemand, der spät auf den Trend aufgesprungen ist, wird zusehen, dass er glimpflich davon kommt. Wenn sich also abzeichnet, dass irgendwann keine neuen Käufer mehr den Markt betreten, die die Kurse weiter anheben, kommt es nach dem Boom zum Bust: Verkäufe überwiegen die Käufe, die Kurse gehen zurück. Ist diese Erscheinung ausgeprägt und umfassend spricht man gerne von einer Verkaufspanik. Damit werden diese Investments schlagartig unattraktiv und jeder sucht das Weite. Die Biotech-Branche hat genau dieses klassische Szenario erfahren.

Am Chart der Biotest AG lässt sich diese Vergangenheit bildhaft ablesen. Von unter drei Euro je Aktie Anfang 2003 ging es auf 64 Euro (!) nach oben. Von dort aus hat sich der Kurs nun mehr als halbiert, ist mit aktuell 27,80 Euro dennoch mehr als zehnmal so hoch als das Tief bei 2,79 Euro. Seit dem Hoch hinterlässt der Chart jedoch einen sehr bärischen Charakter. Die Kurse verlieren, der Trend zeigt nach unten – trotz immer wiederkehrender Zwischenrallyes. Bestes Indiz hierfür sind die stets sinkenden Verlaufshochs. Zuletzt gab es sogar einen weiteren Verkaufsschub und die letzte große Unterstützung des Dreijahrestiefs von zirka 25 Euro ist in greifbare Nähe gerückt. Man wird absehen müssen, wie sich der Kurs an dieser Marke verhält, um Klarheit über die gegenwärtige Situation zu bekommen.

Verwunderlich ist es jedoch, dass genau in dieser Situation ein Insider-Kauf vermeldet wird. Der Vorstandsvorsitzende persönlich ist in die Aktie eingestiegen, wenn auch nur mit einer kleinen Portion. Trotzdem wird man das Gefühl nicht los, dass der gute Herr Professor Doktor wohl den falschen Knopf gedrückt hat. Oder, als Frage formuliert: Wer bitte kauft an dieser Stelle?

Eine der fundamentalsten Börsenweisheiten besagt, man solle nie ins fallende Messer greifen. Wenn man also eine harsche Verkaufsbewegung vor sich sieht, dann sollte man diese mit aller Geduld abwarten und beobachten, wann diese zu Ende ist. Blind einzusteigen bedeutet, dass man gut und gerne weitere Verluste in Kauf zu nehmen hat, da eine intakte Bewegung primär die Kursrichtung vorgibt. Es ist nicht so, dass der Markt großzügig billige Einstiege offeriert, wenn eine Aktie plötzlich fünf Prozent tiefer steht als am Vortag. Kursverluste haben immer ihre Gründe. Wer zum Beispiel während der letzten Wochen die BP-Aktie zu kaufen gedachte, der häufte nur Verluste an, wenn er nicht ausnahmsweise den so oft zitierten (und selten zu treffenden) “Boden” erwischte. Dies ist aber fast schon als reine Glückssache zu klassifizieren.

Selbst wenn also der Insider hier einen gewissen Informationsvorsprung gegenüber anderer Marktteilnehmer genießen mag, agiert er mit seiner Aktion trotzdem gegen die Kräfte des Marktes. Überhaupt ist fraglich, wohin die Biotest Aktie überhaupt steigen sollte, da Kursverluste nur zu gut in das Gesamtbild des Charts passen. Die Bullen haben aktuell Potential bis vielleicht knapp über 30 Euro, dann blockiert die seit dem 64-Euro-Hoch intakte fallende Trendlinie das Weiterkommen. Dies mag sich nach einer erfolgreichen Bodenbildung ändern, doch vorläufig haben die Bären hier das Sagen.

Wir haben unseren Lesern konsequenterweise vom Kauf der Aktie abgeraten!

Bitte beachten Sie: Beim analysierten Wert handelt es sich, wie durch die WKN zu ermitteln um die Vorzüge von Biotest (Biotest AG VZ sind im SDAX gelistet).

Wie sieht die Aktie der Biotest AG charttechnisch betrachtet aus?

Tatsächlich gibt es für den heutigen Freitag als letzten Handelstag der Woche eine kleine Reverse-Bewegung in der Aktie der Biotest AG zu verzeichnen.

Zum Zeitpunkt der Analyse notiert das Papier bei EUR 28,08 mit einem RSI-Wert von 30,2158, was die kurzfristige Erholung auch schon als rein technische Kursreaktion erklärt. Die Aktie war in den letzten beiden Handelstagen schlicht stark überverkauft.

Für den Freitag als Handelstag generiert das Papier der Biotest AG folgende Unterstützungen und Widerstände im Tageschart:

S1/S2/S3 26,127/25,358/23,822 und Widerstände R1/R2/R3 28,432/29,968/30,737.

Stammdaten der Transaktion

Unternehmen: Biotest AG

Insider: Prof. Dr. Gregor Schulz, Vorstandsvorsitzender

Transaktion: Kauf

Volumen: 27.785,00 EUR

Stückzahl: 1.000

Ausführungskurs: 27,79 EUR

Aktueller Kurs – Bid: 27,84 € / Ask: 28,27 €

(L&S: 16.07.2010, 13:32:00)

Wertpapier – ISIN: DE0005227235 / WKN: 522723

Erfassung: Donnerstag, 15.07.2010, 15:46 Uhr

Unsere Trade-Analyse

Die Biotest AG hat als deutsches Biotech-Unternehmen in den Jahren 2003 bis 2008 den Biotech-Boom voll ausgekostet. Der Kurs hat sich vom Boden bis zur Spitze ungefähr verzwanzigfacht. Seither liefert der Chart ein schwieriges Bild ab. Es geht volatil zugegen. Auch der letzte Kurseinbruch wirft fragen auf, denn im Grunde ist das Unternehmen als solches solide aufgestellt. Aktuell notieren wir am 52-Wochen-Tief. Hier hat der Herr Vorstandsvorsitzende scheinbar den relativ billigen Kurs für seinen kleinen Zukauf im Auge gehabt. Fragt sich, ob bei 25 Euro die Unterstützung hält. Die Trendrichtung bleibt dennoch fraglich. Das Kaufen hier lieber sein lassen!

Informationen über Biotest AG

Branche: Pharma

Börsensegment: DEU – SDax

Marktkapitalisierung: ~ 340 Mio EUR

Website: www.biotest.de

Portrait des Unternehmens

Biotest stellt Präparate her, die mit Hilfe modernster biotechnischer Verfahren aus humanem Blutplasma gewonnen werden. Verwendung finden sie als Immuntherapeutika beim Anti­Körper­Mangel oder bei Autoimmunerkrankungen, bei schweren bakteriellen Infektionen, in der Transplantation sowie bei der Behandlung von Gerinnungsstörungen. Plasmagewinnung, Verarbeitung und Virusinaktivierung unterliegen internationalen Standards. Sie garantieren eine ausgezeichnete Qualität und Sicherheit der Präparate.

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